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Internationale Jahrestagung in Köln 2018

"Meister Eckhart in Köln"

Zeit: Donnerstag, 15. März bis Sonntag, 18. März
Ort: Amélie Thyssen Auditorium | Fritz Thyssen Stiftung, Apostelnkloster 13-15, D-50672 Köln

Veranstaltet vom Thomas-Institut der Universität zu Köln in Verbindung mit der Meister Eckhart Gesellschaft.

Wissenschaftliche Leitung und Organisation:
Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Speer, Direktor des Thomas-Instituts der Universität zu Köln (verantwortlich)
[Email ]
Dr. Maxime Mauriège, Beauftragter für das Meister Eckhart-Archiv am Thomas-Institut
Prof. Dr. Freimut Löser, Lehrstuhl für Deutsche Sprache & Literatur des Mittelalters, Universität Augsburg

Donnerstag, 15. März | Freitag, 16. März
| Vorprogramm
| Tagung
| Abendvortrag
| Samstag, 17. März | Sonntag, 18. März

Meister Eckharts Kölner Jahre stehen zumeist ganz im Schlagschatten des Prozesses, der gegen ihn in dieser Stadt seinen Ausgang nahm. So findet sein Wirken als Lektor am dominikanischen Generalstudium in Köln über das bloße Faktum hinaus kaum Beachtung, während seine dortige Predigttätigkeit häufig im Lichte des Prozesses wahrgenommen wird. Hierzu bieten die Prozeßdokumente reichen Anlaß und ebenso Eckharts Verteidigungsschriften. Nicht zuletzt hat die von Joseph Quint gewählte Editionsstrategie zu einem Bild des Kölner Eckhart beigetragen, das in wesentlichen Teilen von den Häresievorwürfen gegen den Meister geprägt ist.

Diese Leserichtung vom Ende her ist – ungeachtet ihrer Verdienste für die philologische Evidenz – nicht zuletzt deshalb problematisch, da die auf diese Weise intendierte oder gar erzeugte Teleologie nicht zwangsläufig mit den Intentionen und Fakten übereinstimmen muß, die Eckharts letztes großes Wirkungsfeld in Köln bis zum Beginn des Prozesses charakterisieren. Wodurch sind diese Jahre geprägt? Auffällig ist, daß Eckhart seine Kölner Predigttätigkeit offenbar systematisch angelegt hat. Hiervon zeugen die zahlreichen Bezugnahmen auf Themen, Orte und Anlässe. Gibt es einen Kölner Predigtzyklus, wie ist dieser im Kirchenjahr einzuordnen und wie steht es um die Datierung?

Auffällig sind auch die vielfältigen Bezüge auf Paris. Offensichtlich setzt sich Eckhart noch intensiv mit den scholastischen Debatten an der Sorbonne auseinander. Wer sind seine potentiellen Gesprächspartner? Lassen sich hier Unterschiede zu seiner Pariser Zeit als Student, Lektor und Magister feststellen? Gibt es besondere theologische Themen in den Kölner Predigten? Gibt es darin Anzeichen für Diskontinuitäten mit seinen früheren Lehren? Wie steht es um die relative, wie um die absolute Chronologie der Texte? Kann man von einer Entwicklung Eckharts oder gar von einem ‚Spätwerk‘ sprechen? Wie spricht Eckhart konkret in Köln? Welche Hinweise gibt es auf den Zusammenhang zwischen Schreibsprache und Oralität sowie auf den Dialekt? Wer liest wann in welcher Form und in welcher Zusammenstellung die Kölner Texte? Hier stellt sich die Frage von Rezeption und Redaktion. Was läßt sich über die Wirkung der Kölner Texte sagen? Wie weitreichend sind sie? Fungiert Köln als Schaltstelle einer Verbindung zu den Niederlanden?

Zudem bieten Eckharts eigene Übersetzungen zentraler Passage seiner Kölner Predigten ins Lateinische im Rahmen seiner Verteidigung einen Zugang zur Terminologie und zum Zusammenhang von lateinischem und deutschem Werk. Schließlich stellt sich die Frage nach dem historischen Kontext von Eckharts Kölner Zeit: die Situation und Form der Seelsorge, das dominikanische Generalstudium und die deutsche Dominikanerschule, der Einfluß Alberts des Großen, die Stellung der Dominikaner in der Stadt und im Verhältnis zu den anderen Orden sowie zum Erzbischof von Köln. Was ergibt der Vergleich mit anderen volkssprachigen Texten aus Köln (etwa den ‚Kölner Klosterpredigten‘)? Darf man ein ‚Eckhart-Publikum‘ in Köln annehmen? Lassen sich Spuren von Eckharts Tätigkeit auch außerhalb der Predigten und Prozeßmaterialien (etwa in Texten wie ‚Meister Eckharts Wirtschaft‘) finden? Lassen sich Schüler Eckharts (z.B. Tauler, der im Kölner Dominikanerinnenkloster St. Gertrud gepredigt hat) oder Kölner „Eckhartisten“, d.h. Anhänger des Meisters identifizieren und somit Hinweise auf eine mittelbare Überlieferung finden? Wie steht es mit Kölner häretischen Kreisen und speziellen Seelsorgestrategien?

Ziel der Tagung ist eine differenzierte Sicht auf Meister Eckharts Kölner Zeit und eine sorgfältige Spurensuche in den historischen, philosophisch-theologischen und institutionellen Milieus. Die methodische Epoché mit Blick auf den Prozeß bedeutet nicht, daß dieses viel diskutierte und in den letzten Jahren durch die Veröffentlichung der Materialien in den Acta Eckhardiana umfassend erschlossene Thema ausgeblendet werden soll. Die methodische Beschränkung auf die Kölner Zeit bis zum Beginn des Prozesses soll jedoch den Blick auf die Fragen und Zusammenhänge öffnen, die angesichts dieses alles dominierenden Ereignisses bislang nur wenig Aufmerksamkeit gefunden haben und daher weithin unerforscht sind.


Doktorandenkolloquium (I)
15.00 Eröffnung und Begrüßung
Prof. Dr. Freimut Löser / Prof. Dr. Andreas Speer
15.15 1. Panel
Francesca Bonini (Lecce / Köln)
The Commentary ms. Bruges 491 and the ‘Lectura Thomasina’

Arina Simonian (Moskau)
Philosophische Aspekte der Lehre Meister Eckharts in dem anonymen mystischen Traktat ‚Über die Messe und ihre Wirkungen in der minnenden Seele‘ (Hs. München, BSB, cgm. 89, Ende des 14. Jhdts.)

16.45 Kaffee-/Teepause
17.15 2. Panel
Massimiliano Traversino Di Christo (London)
Eckhart Re-Visited: His Activity as a Preacher in Cologne, His Metaphysics of the One, and His Way to the Modern Era

Barbara Tautz (Köln)
Descent and Humility in Hadewijch and Eckhart’s Writings

Gemeinsames Abendessen

Doktorandenkolloquium (II)
09.30 3. Panel
Amanda Viana de Sousa (Freiburg i. Br.)
Das Lebensverständnis Meister Eckharts

María Luisa Brantt Gómez (Valparaíso)
Das mystisch-philosophische Denken Meister Eckharts

11.00 Kaffee-/Teepause
11.30 4. Panel
Monika Maas Enriquez (Krakau / Köln)
Eckhart-Rezeption im Frankfurter („Theologia Deutsch“)

David Gabriel (Köln)
Zum beständigen Leiden des Dieners. Textstruktur und Rezeptionsstrategien der sog. ‚Vita‘ Heinrich Seues

10.30-12.30 Handschriften und Drucke der deutschen Mystik in der Diözesanbibliothek des Erzbistums Köln
(Harald Horst, Freimut Löser, Maxime Mauriège)
anschließend: auf Meister Eckharts Spuren in Köln – eine Stadtwanderung

14.30 Begrüßung und Eröffnung der Tagung:
Prof. Dr. Andreas Speer / Prof. Dr. Freimut Löser
15.00 Prof. Dr. Walter Senner OP (Rom):
Meister Eckhart und das Generalstudium der Dominikaner in Köln
Moderation: Dr. Gotthard Fuchs (Wiesbaden)
16.00 Kaffee-/Teepause
16.30 Prof. Dr. Klaus-Bernward Springer OP (Münster):
Der Kölner Dominikanerkonvent und Meister Eckhart
Moderation: Dr. Maxime Mauriège (Köln)
17.30 Gelegenheit zum Abendessen

19.00 Abendvortrag: Prof. Dr. Niklaus Largier (Berkeley):
Spiegelung und Spekulation bei Eckhart und Seuse
Moderation: Prof. Dr. Andreas Speer (Köln)
anschl. Museum Kolumba: Ausstellungsbesuch und Empfang

09.00 Prof. Dr. Freimut Löser (Augsburg):
Welche deutschen Predigten hielt Meister Eckhart wann in Köln? Antwortversuche
Moderation: Dr. Regina Schiewer (Freiburg i.Br.)
10.00 Prof. Dr. Susanne Köbele (Zürich):
Schwierige Kohärenz. Rückverweise in Eckharts Predigten (Versuch einer kritischen Revision)
Moderation: Prof. Dr. Christine Büchner (Hamburg)
11.00 Kaffee-/Teepause
11.30 Prof. Dr. Loris Sturlese (Lecce):
Eine Partie auf Leben und Tod: Meister Eckhart und seine Gegner in Köln und in Avignon (1326-1328)
Moderation: Prof. Dr. Rudolf K. Weigand (Eichstätt)
12.30 Mittagspause
14.00 Dr. Balázs J. Nemes (Freiburg i.Br.) / Prof. Dr. Markus Vinzent (London/Erfurt) / Dr. Beate Braun-Niehr (Kiel):
Die 'Wartburghandschrift' und ihre Kölner Reflexe
Moderation: Prof. Dr. Freimut Löser (Augsburg)
15.00 Kaffee-/Teepause
15.30 Dr. Wybren Scheepsma (Leiden):
Meister Eckhart, Köln und die Niederlande
Moderation: Prof. Dr. Dagmar Gottschall (Lecce)
16.30 Dr. Kees Schepers (Antwerpen):
The Gaesdonckse Traktaten: Five Middle Dutch Texts from the ‘Umfeld’ of Eckhart in Cologne
Moderation: Janina Franzke (Augsburg)
17.30 Kaffee-/Teepause
17.45 Dr. Gilbert Fournier (Colmar):
Laurent Surius († Cologne 1578) et la théologie mystique. Définition et corpus textuel
Moderation: Dr. Maxime Mauriège (Köln)
19.00 Vollversammlung der MEG
Kölscher Abend

08.00 Hl. Messe (optional)
09.30 PD Dr. Görge Hasselhoff (Dortmund):
Beendete Meister Eckhart seinen Exodus-Kommentar in Köln?
Moderation: Prof. Dr. Loris Sturlese (Lecce)
10.30 Prof. Dr. Andreas Speer (Köln):
„Edel sei Mensch …”. Anthropologische und soteriologische Perspektiven in den Kölner Predigten Meister Eckharts
Moderation: Prof. Dr. Dietmar Mieth (Erfurt)
11.30 Kaffee-/Teepause
12.00 Dr. Maxime Mauriège (Köln)
Passé au présent. Vergangenheit und Gegenwart der Eckhart-Forschung in Köln: Das Meister-Eckhart-Archiv am Thomas-Institut
Moderation: Prof. Dr. Markus Vinzent (London / Erfurt)
Schlussworte und Verabschiedung